Die Idee stand und so hielten wir Ausschau nach einer geeigneten Liegenschaft in Zentrumsnähe von Bern (zu Fuss ins Theater). Im Laufe der Monate boten sich verschiedene Möglichkeiten. Die
"Konkurrenz" war jedoch gross und unser Verhandlungsgeschick ungeschickt. So wurden uns beste Objekte von Mitbewerbern weggeschnappt. Wir waren aber lernfähig und im Sommer 1995 erwarb
„füfefüfzg“ gleich zwei Liegenschaften in der Lorraine. Das grosse Wohnhaus am Lagerweg 11, heute Schulweg 14 a, und das kleine, zweistöckige Bürohaus am Schulweg 14. Dazwischen liegt ein
baumbestandener Hof.
Der Wohnort liegt in der vorderen Lorraine, unmittelbar bei der alten und neuen Gewerbeschule. Der Bus zum Bahnhof hält in Gehdistanz. Um die Ecke finden wir den Beck, die Migros, die Apotheke,
den alternativen Detailladen, die Metzgerei, den Kiosk,… den verschiedenen gastronomischen Wünschen kommen in unmittelbarer Nähe mit ihrem Angebot das gepflegte In-Lokal, die alteingesessenen
Quartierbeizen, der Italiener und die Chinesen abwechslungsreich entgegen. über die Strasse geht's zum Boules-Spiel auf dem kleinen Platz, zum Spaziergang im botanischen Garten oder zum
"Aareschwumm" im Lorrainebad. Auch Kursaal, Casino, Bahnhof, Stadttheater, Kunstmuseum und Reithalle sind zu Fuss einfach erreichbar.
Ab 1997 wohnten zwei Ehepaare von "füfefüfzg" in diesen Liegenschaften und entdeckten die Lorraine: ein lebendiges, unkonventionelles Quartier voller Überraschungen. Vielleicht auch etwas
unbernisch, wie auch sein Name, aber mit Tradition.
Der Umbau des grossen Hauses brachte viele Überraschungen: so entdeckten wir, dass die ganze Holzkonstruktion vor dem Bau unseres Hauses bereits anderswo gestanden haben musste, oder dass
behauene Sandsteine die Ausfachung der Trennwände bildeten.
Im Sommer 2001 ziehen die ersten Mitglieder unserer Wohngemeinschaft im grossen Haus ein. Schnell fühlen sie sich recht heimisch, geniessen den Hof und die kleine Sauna. Sie werden sich aber auch
bewusst, dass die Gruppe noch zu klein ist und wie wichtig die gemeinsamen Räume für unsere Wohnform sein werden. So ersehnen sie sich die Fertigstellung des Gemeinschaftsraums im Frühjahr 2002.
Dies ist dann auch der eigentliche Start: beide Häuser sind voll bewohnt, Gästezimmer und "Chaos", wie wir unsern Gemeinschaftsraum nennen, sind fertiggestellt. Die Hausgemeinschaft umfasst nun
12 Mitglieder, Eigentümer und Mieter beiden Geschlechts zwischen 55 und 88 Jahren.
Mit und nach der Pandemie hat sich „Füfefüfzg“ verändert: Ein Paar ist pflegebedingt weggezogen, eine Hausbewohnerin ist gestorben, die Aktivitäten haben sich stark reduziert, neue (junge) Eigentümer und Mieter:innen sind eingezogen. Das Projekt als solches geht nach über 20 Jahren langsam zu Ende. Es transformiert sich in eine „normale“ Eigentümer-Gemeinschaft. Kann sich daraus ein neues „Gemeinschaftsprojekt“ entwickeln? Vielleicht…